Der Hofer Hauptbahnhof

 

Das siechende Denkmal

Liebe Freunde,

Die Frankenpost hat in ihrer heutigen Ausgabe dem Hofer Bahnhof eine ganze Seite gewidmet, die zu lesen mir die Haare zu Berge stehen ließ:

Nach Einschätzung eines Restaurators aus München ist die Gebäudesubstanz – insbesondere im Sockelbereich der Fassade – stark beschädigt und droht nun gar, noch schneller zu zerfallen.

Wenngleich ich um den bedauernswerten Zustand wusste, hätte ich mit einer derart katastrophalen Situation nicht gerechnet. Die DB, derzeit Eigentümerin des Gebäudes, denkt noch immer über einen Verkauf nach und wird daher m. E. herzlich wenig Interesse daran haben, sich für diesen wichtigen Teil ihrer eigenen Geschichte einzusetzen – das hat sie ja auch beim Lokschuppen schon wunderbar gezeigt.

Besonders traurig ist dieses Vorgehen mit Blick auf die Bedeutung Hofs als Stadt der Eisenbahn: Durch den Anschluss an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn und den späteren Bau der böhmischen Kohlenbahn nach Eger stieg die Stadt zu einem der Zentren der bayerischen Industrialisierung auf. Firmengründungen wie die der Mechanischen Baumwollspinnerei (deren traurige Reste, das Blaue Haus, nun ebenfalls zur Disposition stehen) trugen dazu bei, aus der Saalestadt das „Manchester Bayerns“ zu machen, das in den folgenden Jahrzehnten voller Stolz auf seine Industriekultur blickte. Aufgrund des wachsenden Bedarfs plante man schließlich einen neuen, beinahe monströsen Bahnhof am Rande der Stadt, der insbesondere für den Grenzverkehr mit Sachsen eine immense Rolle spielen sollte. Von dieser Anlage, die nicht allein Hof, sondern ganz Nordbayern elementar voran brachte und bei der Wiedervereinigung deutsche Geschichte schrieb, ist heute so gut wie nichts mehr übrig.

Dabei geht es beim Bahnhofsgebäude nicht allein um dessen historische Bedeutung, sondern auch um ein architektonisches Meisterwerk. Gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk habe ich den „Königssaal“, der einst für Treffen des bayerischen und des sächsischen Regenten geplant worden war, besuchen dürfen. Die mittlerweile schon ein Jahr alte Folge der „G’schichtla“ findet ihr in der Mediathek (Link)

Sollte der Konzern sich nicht dazu bewegen lassen, den Bahnhof zu retten, ist es m. E. an uns, aktiv zu werden! Wir dürfen nicht zulassen, dass Gewinnmaximierung und Dividendenausschüttung dazu beitragen, dieses deutschlandweit einmalige Stück Eisenbahn-,Technik- und Gesellschaftsgeschichte vor die Hunde gehen lassen!

Edit: Es wurde zwischenzeitlich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben!